Initiative für barrierefreies Kierspe

Ralf Ullrich (SPD), Peter Christian Schröder (FWG), Doris Fittig und Jürgen Grzelka weisen auf Gefährdungen und Probleme für Senioren und Behinderte im Rathausumfeld hin.
Kierspe

Kierspe ist mittendrin im demographischen Wandel. Immer mehr ältere Menschen wohnen hier und es gibt Bedarf an barrierefreien und seniorengerechten Wohnungen. Das ist die eine Seite der Medaille. Ein Barrierefreies Umfeld ist die andere Seite. Was im Internet (barrierefreie Webseiten) heute schon fast normal ist, wird bei der Planung von öffentlichem Raum oft schlichtweg vergessen oder verdrängt.

Jeder Bürger sollte ungehindert – d.h. unabhängig von einer eventuell vorhandenen Behinderung – alle öffentlichen Straßen, Plätze und Gebäude unserer Stadt nutzen können. Das ist nicht nur eine Selbstverständlichkeit, sondern auch eine unerläßliche Voraussetzung, um überhaupt mobil zu sein und am gesellschaftlichen Leben teilnehmen zu können. Leider gibt es diese Barrierefreiheit in Kierspe so gut wie nirgends.

Das Rathausumfeld weist 
		– vor allem für Rollstuhl- und Rollatorfahrer – jede Menge Gefährdungen auf.

Das Rathausumfeld weist – vor allem für Rollstuhl- und Rollatorfahrer – jede Menge Gefährdungen auf.

Bild: Martin Meyer / Meinerzhagener Zeitung

Akute Gefährdung im Rathausumfeld

Selbst in dem noch jungen Seniorenzentrum Haunerbusch/Montigny-Allee mit zwei großen Seniorenheimen, seniorengerechten Wohnungen plus angrenzender idealer Infrastruktur ist es mit der Barrierefreiheit nicht so weit her. Ganz zu schweigen vom angrenzenden Rathausumfeld, welches nicht nur nicht barrierefrei ist, sondern auch jede Menge Gefährdungen für Menschen aufweist, die nicht mit dem Auto unterwegs sind.

Jeder, der schon einmal mit Rollstuhl oder Rollator im obengenannten Bereich unterwegs war, weiß, was Sache ist: Die meisten Bürgersteige und der Springer Weg sind mit Steinen gepflastert, die alles andere als barrierefrei sind: nach einiger Zeit im Rollstuhl schmerzt der Allerwerteste und mit dem Rollator stellen die großen und gezackten Fugen eine fürchterliche Belastung für Handgelenk und Arme dar.

Das Kopfsteinpflaster vor dem Rathaus stellt ein großes Risiko dar. Davon weiß Jürgen Grzelka einiges zu berichten.

Das Kopfsteinpflaster vor dem Rathaus stellt ein großes Risiko dar. Davon weiß Jürgen Grzelka einiges zu berichten.

Bild: Martin Meyer / Meinerzhagener Zeitung

Dazu kommen noch Bordsteinkanten, die man ohne Hilfe nicht bewältigen kann (auch die abgeflachten nicht!) und das vor dem Rathaus verlegte Kopfsteinpflaster, das mittlerweile so große Lücken aufweist, daß es nicht nur für Rollatoren und Rollstühle, sondern ganz allgemein ein hohes Risiko darstellt.

Ralf Ullrich und Peter Christian Schröder wollen ein Konzept erstellen lassen.

Dieses Themas haben sich jetzt die beiden Ratsmitglieder Ralf Ullrich (SPD) und Peter Christian Schröder (FWG) angenommen. Ullrich betont: „Kierspe wird immer älter. Dafür werden immer mehr seniorengerechte Wohnungen gebaut. Aber damit ist es nicht getan! Wir benötigen auch die entsprechenden Um- und Ausbauten der Verkehrs- und Gehwege!“ Schröder ergänzt: „Dies wird sicherlich nicht von heute auf morgen zu schaffen sein, aber wenn wir wollen, daß behinderte Menschen, Familien mit kleinen Kindern oder Personen, die nur vorübergehend gesundheitlich eingeschränkt sind, mobil bleiben und sich möglichst selbständig im Verkehr bewegen können, benötigen wir dafür ein Konzept, was, wann, wo, wie um- bzw. ausgebaut wird.“

v.l.: Jürgen Grzelka, Peter Christian Schröder, Ralf Ullrich und Doris Fittig auf der Rollstuhlrampe am Rathaus.

v.l.: Jürgen Grzelka, Peter Christian Schröder, Ralf Ullrich und Doris Fittig auf der Rollstuhlrampe am Rathaus.

Bild: Martin Meyer / Meinerzhagener Zeitung

Auch Doris Fittig ist mit dabei.

Auch Doris Fittig, die Vorsitzende des Nutzer-Beirats im Kiersper AWO-Seniorenzentrum und selbst Rollstuhlfahrerin, kennt das Problem. Als Ralf Ullrich und Peter Christian Schröder anfingen, sich mit dem Projekt zu beschäftigen, klinkte sie sich kurz entschlossen ein, „weil ich das schon oft gesagt habe und nie was passiert ist“. Fittig weiter: „Wer die Probleme hier nicht sieht, sollte sich selber mal in den Rollstuhl setzen und sich ein Bild davon machen. Danach wird er anders denken!“ Ihr Stellvertreter Jürgen Grzelka, Rollator-Nutzer, pflichtete ihr sofort bei: „Da ist dringend Handlungsbedarf!“

Ralf Ullrich und Peter Christian Schröder wollen jetzt in den kommenden Wochen, zusammen mit Doris Fittig, Jürgen Grzelka und den Fraktionen von SPD und FWG, dieses wichtige Thema peu à peu abarbeiten und vor allem auch den Ausschuß für Demographie, Senioren und Familie einbeziehen. Kurzfristig wollen sie den Bürgermeister bitten, wenigstens die gröbsten Löcher vor dem Rathaus zu beseitigen, mittelfristig sollen Gelder in den Haushaltsplan eingestellt werden, um das ganze Rathausumfeld barrierefrei zu gestalten und langfristig soll erreicht werden, daß ein Konzept „Barrierefreies Kierspe“ erstellt wird, was die FWG im Übrigen vor fünf Jahren schon einmal beantragt hatte.

Ralf Ullrich: Fördertöpfe anzapfen!

Dabei wußte Ralf Ullrich zu berichten, daß es große Fördertöpfe vom Land gebe, die Kierspe durchaus anzapfen könnte. Viele Kommunen wüßten von deren Existenz anscheinend gar nichts und Mittel würden deshalb oft nicht abgerufen.

Auch mit der Landesbehindertenbeauftragten haben Ullrich und Schröder schon Kontakt aufgenommen, von der sie erfuhren, daß es neuerdings per Mustersatzung die Möglichkeit gibt, Behindertenbeauftragte auch in den Kommunen zu installieren.

 


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